Ich kandidiere für den Landesvorsitz.
Einer aussichtlosen 0,X-Prozent-Partei.
Aber warum eigentlich?
Ja, verdammt: Ich mache das zum x-ten mal. Und x mal bin ich mit Kandidaturen auf die Nase gefallen.
Ja, verdammt: Ich bin gerade mehr als ein wenig Defätist. Dieser Demokratienaivismus geht mir höllisch auf den Sack.
Ja, verdammt: Diese Partei liegt am Boden, niemand glaubt mehr an irgendwelche Erfolge, man steigt drüber oder tritt darauf herum.
Ja, verdammt: Ein Großteil der Mitglieder hat etwas besseres im Kopf, aber anstatt es endlich zu versuchen, wird weiter getwittert und bessergewusst.
Ich kandidiere für den Landesvorsitz.
Aber warum eigentlich?
Einige andere Kandidaten haben sich zu ihrer Kandidatur ausgelassen. Die eine hat ein Ziel: “Kommunalwahl 2020” und bindet dann aber ihre Arbeit an die Wahl eines Anderen. Der Zweite hat die Zukunft komplett in seinem Kopf: “Ich kandidiere für den Landesvorsitz und habe ein
Konzeot(sic!) für die Entwicklung unseres Landesverbandes (LVNRW).”
Ich kandidiere für den Landesvorsitz.
Aber das alles heilende Konzept habe ich nicht. Vor allem keins, dass “alle zusammen umsetzen” MÜSSEN.
Stattdessen habe ich eine Idee. Eine Idee, wie Arbeitsteilung funktioniert. Welches Vorstandsamt sich um welche Aufgaben kümmmern sollte. Wer die Finanzen macht und wer die Mitgliederverwaltung. Welcher Posten ist zuständig für die politischen (huch) Themen und wer verkauft sie nach außen?
Eine Aufgabe davon kann ich. Ganz ab von wackeligen Bildern mit 8% unterm Schuh. Überzeugender Auftritt bei völliger Ahnungslosigkeit? Check! Ich möchte all meine Erfahrung mit Medien und ÖA einsetzen und unsere Standpunkte kurz und knapp erklären. Dafür stehe ich – mit meinem Namen.
Und ich setze mich ein. Für eine ehrliche Politik. Eine Politik, die auch mal keine Antwort hat. Ich möchte die Partei zu dem machen, was wir 2011 versprochen haben. Mitbestimmung ausweiten. Über dieses Netz. Über dezentrale Parteitage. Wirkliche Mitmachpartei werden.
Ich kandidiere für den Landesvorsitz.
Aber warum eigentlich?
Liegt es einfach nur am “wo ich bin ist vorne”? Einfach mal wieder der King sein? Von einem unbedeutenden Haufen, der irgendwo zwischen “Dumm und Dümmer” und “Rettung der Demokratie” steht?
Um ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht. als ich letztens bei einem Vortrag zum Thema digitale Demokratie quasi nur noch Piraten gesehen habe, weich mir für einen Moment wieder richtig sicher.
Um ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht.
Aber ich muss es versuchen. Das bin ich mir schuldig. Ich bin nicht der Typ um am Rand zu stehen und nur zu meckern. Das war ich nie in der Fraktion (und habe mich dann zur Wahl gestellt), das war ich nie in dieser Partei (und ich stand mehrfach zur Wahl) und das war ich nie in dieser Demokratie (und ich stand mehrfach zur Wahl).
Das bin nicht ich! Wenn ich mich laut beschwere, dann muss ich es beim nächsten mal besser machen!
Daher stelle ich mich zur Wahl. Mich, meine Beschwerden und mein Bestreben es besser zu machen. Ich schüttele damit laut den Kopf in Richtung derjenigen, die nach einem desaströsen Jahr, in dem ich oft erleben musste, wie andere ihren Arsch retten, der Meinung sind, ein guter Vorstand gewesen zu sein. Wiedergewählt werden wollen.
Ich stelle mich zur Wahl weil ich nicht anders kann. Barfuß oder Lackschuh. Entweder die große Revolution beginnt jetzt oder ihr macht den Scheiß ohne mich. Ein “weiter so” in jedweder Form wird es für mich nicht geben.
Ich habe viel zu oft keine Namen genannt und gehofft, dass der dumme Schwarm es irgendwann merkt. Letztes Jahr habe ich es so blumig gesagt wie ich konnte “ihr müsst Personen nicht wieder wählen, nur weil sie die einzigen Kandidaten sind!”. Ich habe nicht Dennis gemeint!
Nicht falsch verstehen. Ich finde die meisten davon sehr sympatisch und das sind auch alles verdiente PIRATEN. Aber nicht jeder ist auf jeder Position gut aufgehoben. Wer das nach einer Amtszeit nicht sieht und nochmal kandidiert, der muss mit Gegenwind rechnen. Checks & Balances.
Wenn mit Masch ein (fleißiges) Vorstandsmitglied wiedergewählt wird, dass mir trotz klarer Beauftragung zum politischen Geschäftsführer nicht einmal sagen kann, wo welche Piraten für mich als Fraktionsvorsitzenden Ansprechpartner wären, dann bin ich raus.
Wenn mit Harald ein (fleißiges) Vorstandsmitglied wiedergewählt wird, das immer alle Probleme ellenlang analysieren und Verbesserungsvorschläge macht und dann (als stellv. Vorsitzender) es so darstellen, als könne man nichts ändern, dann bin ich raus.
Wenn ein Vorsitzender wiedergewählt wird, der sich wochenlang darum streitet, ob er oder der vom Gesamtvorstand bestimmte Pressesprecher als Kontakt auf der Webseite auftauchen soll, ein Vorsitzender, der nach der Landtagswahl unsichtbar wird, dann bin ich raus.
Wenn ein Vorstandsmitglied wiedergewählt wird, das völlig überrascht war davon, dass plötzlich eine Landgswahl stattfindet, dann bin ich raus.
Wenn ein Vorstandsmitglied wiedergewählt wird, das auf dem LPT das eine verspricht (Aachen: Wir werden das machen was der Marsching sagt: Entschlackung der Vorstandssitzungen, weniger ego ipse quoque, Aufteilung in Politik(huch!) und Verwaltung, Dortmund: Ach ja, habe ich immer noch vor so zu machen, wie der Marsching in Aachen gesagt hat) und hinterher nix davon macht, dann bin ich raus.
(BTW: auf wako und Ralf lasse ich nix kommen, die sind in der Aufzählung ausdrücklich nicht drin!)
Um es klar zu sagen: Ja, auch auch habe versucht, mit einem Team zu kandidieren. Leider ist die am Ende gefundene Kombination auseinander geplatzt. Jetzt gibt es nur noch eine Liste. Mit drei Kategorien: pogo, jojo und nogo. Will ich, ist okay und leider garnich!
Ich kandidiere für den Landesvorsitz.
Aber warum eigentlich?
Ja, es geht hier um meinen ganz persönlichen Frieden. Meine Seele. Denn zuerst mal muss man selbst stark und gesund sein, um anderen helfen zu können. Ihr wisst doch, was sie im Flugzeug immer sagen: Die Atemmaske erst selber aufziehen, dann anderen helfen. Selbst wenn es das eigene Kind ist – und das hier IST mein Kind!
Diese Wahl ist eine Richtungsentscheidung: Weiter stümpern, die Kommunalen zur Rettung erklären (ja ihr seid wichtig, aber das hier ist ein LANDESvorstand, der soll gefälligst erstmal den LV retten!), weiter das Elend verwalten und naiv die basisdemokratische “Jeder muss bei allem mitreden dürfen”-Flasche wie eine Monstranz vor sich hertragen! (“Folgt der Flasche!”)
Oder tabula rasa machen, einen Vorstand wählen, der die Scherben zusammen kehrt, die Leute versammelt, die Gelder einsammelt, die politische Richtung sucht und mit dem Haufen der Willigen losrudert. Auf zu neuen Ufern. Es gibt keine Fraktion mehr, die halb-professionell den Murks im Landesvorstand kaschieren kann. Kein Verstecken. Kein Entkommen. Kein auf-Twitter-meckern-wie-doof-alle-sind. Aufbruch oder Abbruch. Anpacken oder einpacken. Wende oder Ende. (“Folgt der Sandale” – wenn 8% drunter steht.)
Ich kandidiere für den Landesvorsitz.
Und ich habe keinen alles rettenden Plan (gehabt) außer diesem Einen. Sich vor der Wahl mit allen Interessierten zusammen zu setzen und eine Art “Koalitionvertrag” zu machen.
Was wollen wir die nächsten zwei(!) Jahre erreichen?
Ich sehe da einige Aufgaben, die ein Vorstand erreichen wollen sollte:
Im organisatorischen Bereich, in der Kommunikation nach “unten”, im Feedback nach “oben”, (PolGF)
in der Hilfe für die Kommunalen, (PolGF / BS)
in der Vernetzung der Piraten im Land, (PolGF)
in der Stärkung der NRW-Piraten im Bund, (1V)
in der Planung von Aktionen, (1v/2v)
in der Dokumentation der Sitzungen (nur WICHTIGE Dinge gehören Protokolliert, nicht wer wann rauchen war ;)), (BS)
in der Belebung der AGs, (PolGF/BS)
dem Einsammeln von Spenden an allen Möglichen Ecken und Enden, (Schatzi)
der Mitglieder(zurück)gewinnung, (Alle / GenSek)
in der Umsetzung von SMVBEOLQFBWHATEVER (DAS mache ich zur Chefsache!)
(übrigens hat die Fraktion da was vorbereitet, aber der LVor sitzt das – wie so Vieles – einfach aus).
Aber auch im politischen Bereich,
in der täglichen Kommentierung der Landespolitik, (1V)
in der Orga der Programmarbeit NRW, (PolGF / BS)
der Wiederaufnahme der Kontakte zur Presse, (1V / 2V)
der Wiederaufnahme der SoMe-Aktivitäten, (1V / 2V)
der (organisatorischen und damit politisch wirkenden) Unterstützung der Kommunalen bei ihrer gemeinsamen Programmausarbeitung und den besonderen Gegebenheiten vor Ort für 2020. (Alle / PolGF / BS)
Wir haben 5 verdammte Jahre am Puls der Zeit gesessen, um einen Tag nach der Landtagswahl im politischen Nichts zu enden. Nichtmal der VERSUCH wurde unternommen.
Ich kandidiere für den Landesvorsitz.
Aber warum eigentlich?
Ich könnte doch zu einer anderen Partei gehen. Angebote gab und gibt es dazu. Aber will ich das wirklich? Welche Partei ist denn wirklich an einer Veränderung der aktuellen Umstände Interessiert? Welche Partei will die Demokratie umkrempeln. Welche Partei macht es besser? Und ist besser wirklich gut?
Nein. Ich bin ein hochpolitischer Mensch. Einer der angepackt hat. Alles gegeben hat. Seit 2009 in dieser Partei aufgegangen ist. Einer der wissen will, ob das hier noch seine Partei ist. Die er als Vorsitzender in einem Kraftakt 2012 mit in den Landtag gebracht hat. Die dem Spaghettimonster gehuldigt hat auf Aufstellungsversammlungen, die Spaß und politische(!!!) Basisbeteiligung auf der Agenda hatte. Die mit vielen Meinungen
ausgekommen ist und deren Ziele etwas diffus, aber immer vorne waren.
Ja, vielleicht habe ich so viel in diese Partei projeziert, wie die Bürger in NRW. Vielleicht zu viel. Vielleicht ist diese Partei tatsächlich der dumme Schwarm, für den sie viele halten.
Aber ich will kein “vielleicht”. Ich will es wissen. Ich will es anpacken und sehen, ob diese Partei mitmachen kann oder am Ende ist. Liegt es an fehlenden Strukturen für das Feedback oder gibt es einfach tatsächlich keins. Ist die Partei poltisch tot oder gibt es eben doch die 10-20 Leute im Land, die in ihrem Thema etwas vorantreiben? Die “Fachidioten”, die Superdelegierten, die Macher?
Kann das Internet eine Partei gebären, die unsere Demokratie revolutioniert? (WARUM haben wir in NRW immer noch keine Umsetzung IRGENDEINES Tools?)
Und wollen wir endlich diese Partei sein oder weiter einem romantischen basisdemokratischen Vorbild der griechischen Attika hinterherhecheln? Mit Shitstorm-Scherbengericht und amen was dazu gehört?
Oder ist es nur gut für Katzenbilder, Beautytipps und German-BDSM-Pornos?
Hätte ich mal früher den Mund aufgemacht in der Fraktion. Damals, als noch etwas zu retten war. Ich habe noch heute das Audiofile auf dem Desktop liegen von Achim. “wirhabenunsdochallelieb.mp3”.
Hätten wir damals schon mit den richtigen 4-5 Leuten die Fraktion genommen und gesagt: Wir machen das nach außen, ihr macht die gute Arbeit nach innen weiter. Wie viel besser hätte NRW dastehen können?
Habe ich aber nicht, war zu freundlich, zu friedlich, zu feige! Zu leise! Zu lange!
Ja, verdammt! Ich habe auch meine Fehler!
Ich kann nicht warten. Muss machen. Oft mit dem Kopf durch die Wand…
Ich hätte niemals sagen müssen, dass wir “bei Diätenerhöhungen mitmachen” (mein erster Shitstorm – und dann haben die Fraktionäre doch fast alle mitgemacht!)…
Ich hätte niemals sagen müssen, dass Piraten keine Basisdemokratie haben (haben sie nicht!)…
Ich hätte niemals Politiker mit SexarbeiterInnen vergleichen dürfen (das einzige Binnen-I I diesem Text, versprochen!)…
Ich hätte niemals äußern müssen, dass ich Personenwahlkampf dufte finde (Ja! Stehe ich zu! “Der Wähler” wählt nunmal Menschen)…
Ich hätte niemals meine Firma im LTW-Kampf einsetzen dürfen. (gefühlt wäre das Ding dann vor die Wand gefahren aufgrund der schlechten Planung des Landesvorstandes)…
Ich hätte als Geschäftsführer zurücktreten müssen (aber was hätte das nach dem Leak geändert?)…
Ich hätte niemals in eine Farbdiskussion rennen dürfen (lila! international!)…
Ich hätte in der Wahlkampfarena aggressiver auftreten können…
Ich hätte kein Besoffen-Video nach dem Wahlergebniss machen müssen…
Ich hätte in Soest nicht mit meinem Whiskey auf der Bühne stehen müssen…
Aber DAS BIN NUNMAL ICH. Ich war der Eine, der für die Fraktion auf der Bühne Rede-und-Antwort gestanden hat! (Mit Hilfe von Daniel, Kai und Jim!).
Hinterher wurde ich dafür angemacht.
Hinterher wissen es alle besser.
Und wisst ihr was? Es ist mir egal!1!!elf!!
Dann mach es doch selber Olaf!
Nein, traut sich keiner!
Weil man da noch vorne gehen muss.
Entscheidungen treffen.
Sich daran halten. (was nicht immer geklappt hat!)
Seine Frau stehen.
Gesicht zeigen.
Geradeaus reden.
Bei völliger Ahnungslosigkeit.
Für eine bessere innerparteiliche Demokratie.
Für eine bessere Demokratie.
Für das Zurückholen der Exmitglieder. Die wir vergrault haben. Mit schlechter Struktur und Politik.
Für das Einlösen uralter Versprechen.
Für eine Partei die sich auf ihre Werte besinnt. Gegen rechts! Aber dafür nicht einfach links.
Für einen Vorstand, der Eier und Eierstöcke hat.
Für eine breite Beteiligung der Basis an politischen Entscheidungen.
Für regelmäßige Treffen, auf denen politische Arbeit vorbereitet und diskutiert wird.
Für Lösungen, Visionen und Ideen, so wie wir im Landtag die mit der Zukunft waren.
Und ja verdammt!
Für eine bessere Welt.
„Das Gegenteil von Mut in unserer Gesellschaft ist nicht Angst. Es ist Mitläufertum.“
Rollo May (https://de.wikipedia.org/
Gegen die Angst.
Gegen die Angsthaber.
Gegen die Angstmacher.
Das Gegenteil von Mut ist nicht Angst.
Das Gegenteil von Mut ist Vertrauen.
Vertrauen in die Vernunft.
Vertrauen in die Zukunft.
Vertrauen in Eure Wahl.
Für eure Partei.
Für meine Partei.
Für unsere Partei.
Ich kandidiere für den Landesvorsitz des Landesverbandes NRW der
Piratenpartei Deutschland der Pirate Parties International.
Ohne Gedöns – ein ganz echter Marsching;) wir könnten lange über ein Team reden….
Klare Worte wofür ich Michele schätze und warum ich dafür bin das Michele zum Vorsitzenden der Piratenpartei NRW gewählt wird. Bitte wählt ihn. Wenn es einer wirklich kann dann Michele. Viel Erfolg Michele!