Till Neuhaus stellt auf der NRW – Liste die Frage, ob sich die Kandidaten für die Vorstandsämter eine SMV über Liquid Feedback vorstellen können. Ich möchte diese Frage dazu nutzen, ein paar grundsätzliche Gedanken zu LQFB und der liquiden Demokratie im allgemeinen zu äußern.
Vorweg schicke ich, dass die Idee der LQD einer der Gründe für mich waren, der Piratenpartei beizutreten. Der Gedanke, jeder Bürger könnte sich zu jeder Zeit so stark in die Politik einbringen, wie er möchte und kann hat mich fasziniert. Im schlimmsten Fall bleibt alles so wie es jetzt ist: Superdelegierte (Parteien) bestimmen über die Entscheidungen, alle anderen Beteiligten haben die Aufgabe, mehr Bürger (=Wähler) davon zu überzeugen, ihre Stimme an jemand anderen zu vergeben (Wahlkampf).
Im besten Fall werden aktive Bürger das Vertrauen ihrer Nachbarn, Arbeitskollegen, Vereinsfreunde oder Familie bekommen, sie in politischen Fragen zu vertreten. Wahrscheinlich wäre die Zeit für die Umstellung mit dem langsamen Vorankommen bei der Liberalisierung des Strommarktes vergleichbar. Nach und nach verlören die großen Parteien allerdings ihre Macht und politische Entscheidungen müssten im großen gesellschaftlichen Diskussionen beschlossen werden. Ein Gewinn für die Demokratie.
Das Idealbild bekommt allerdings Risse, wenn man sich die praktische Umsetzung in der Piratenpartei ansieht. Von diesen Standpunkt aus ist es gut, dass wir ein liquiddemokratisches System testen. Das Problem sind die Fire-and-forget-Delegationen, an die (zumindest durch mich) vorher nicht gedacht wurde. Die Diskussionen laufen heiss, ob Delegationen damit abgeschafft gehören. Warum hier alle nur eins oder null kennen erschließt sich mir allerdings nicht. Die einfache Lösung heißt doch „Legislatur”periode: nach einer gewissen Zeit, also z.B. nach einem halben Jahr für LQFB, werden die Delegationen gestrichen und müssen neu vergeben werden. Damit erschlagen wir auch Probleme mit ausgetretenen und verstorbenen Mitgliedern. (Ja auch bei heutigen Wahlen regiert die CDU mit den Stimmen dahingeschiedener Personen!)
Der nächste Streit dreht sich um die Klarnamenspflicht. Hier beschweren sich einige Mitglieder, die um ihre persönlichen Daten besorgt sind, dass jedermann jederzeit nachvollziehen kann, wie die politische Einstellung derjenigen ist. Der Prozentsatz lautet: ist ein engagiertes Mitglied gleichzusetzen mit einem Politiker? Die Antwort liegt dazwischen: das einfache Mitglied (= Wähler) sollte anonym bleiben. Einzig die Mitgliedschaft (=das Wahlrecht) muss sichergestellt sein. Will ein Mitglied allerdings Delegationen empfangen, was ich zu einer aktiven Entscheidung umfunktionieren würde, dann muss er auch bereit sein seinen Namen zu nennen.
Als letztes muss ein Paradigmenwechsel stattfinden, weg von der Vorstellung, dass die Wahlbeteiligung auch nur annähernd 100% erreichen könnte. Etwa 10% in jeder Art Vereinigung sind aktiv! Bei uns war dieser Prozentsatz zu Beginn sicherlich höher, pendelt sich aber in NRW nach den Eintritten der Sympathisanten post Berlin und der Landtagswahl so langsam ein. Damit müssen wir leben. Eine höhere Wahlbeteiligung schaffen wir nur mit verbindlichen Abstimmungen und ständiger Verbesserung unserer Tools. Alleine immer wieder auf die faulen Mitglieder zu meckern bringt und nicht weiter.
Wäre ich also für eine SMV mit LQFB? Mit dem jetzigen LQFB sicherlich nicht. Wir sollten eher einen Schritt zurückgehen und die grundlegenden Fragen rund um LQFB lösen, bevor wir damit den zweiten Schritt gehen und eine SMV realisieren. Um Meinungsbilder abzufragen gibt es andere – einfachere – Tools. Da muss es nicht LQFB in seiner jetzigen Form sein.
Ich bitte also eher darum, noch einmal eine Debatte mit Entscheidung zu führen und nicht wie beim letzten Mal einfach die Konsequenzen versanden zu lassen. Um die Grundlagen von LQFB, oder besser noch evtl. sogar um die Gedanken hinter LQDemocracy an sich, wenn ich mir ansehe wie viele Leute die Delegationen an sich schlecht finden. Dann – erst DANN – können wir eine SMV mit Hilfe von LQDem/LQFB reden. Vorher ist das alles nur Schall und Rauch…
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Nur als kleiner Hinweis…im Bundesliquid werden Mitglieder nach 180 Tagen ohne Login inaktiv und damit auch deren Delegationen. Einmal einloggen, delegieren und für immer egal, funktioniert also zumindest so auch jetzt schon nicht.
Auch feuern und dann vergessen, dass man aktiv sein muss stellt aber ein Problem dar… 🙁
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@rwolupo @mmarsching #adn ?
Das was @mmarsching sagt finde ich richtig und gut zumindest in großen teilen! http://t.co/xckaVAnygo
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Gedanken zur liquiden Demokratie http://t.co/zaVIih96ns @mmarsching
Hatte mal ähnliches im Kopf, aber ander5 🙂
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+1″@Housetier84: Das was @mmarsching sagt finde ich richtig und gut zumindest in großen teilen! http://t.co/HxdmHh9j8T“
@piratenschlumpf @mmarsching mir erschließt sich nicht warum delegierte mit klarnam. auftreten und ihr recht auf anonymität aufgeben sollten
@markusvonkrella es muss IMHO eine “Annahme von Delegationen verweigern” Option geben. @mmarsching
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ich mag das gerade gar nicht, dass ich mit dir einer Meinung bin 😉
Allerdings frage ich mich, wie du den quasi Evaluierungsprozess gestalten willst. Wir haben ja in NRW LQFB resettet, weil wir das wieder in Schwung bringen wollten. Was
Ich finde nicht, dass wir unbedingt einen Schritt zurückgehen müssen, um vor der SMV Diskussion erstmal die Toolfrage auszudiskutieren. Vielmehr wünsche ich mir hier etwas mehr Experimentierbereitschaft.
Einer SMV die Satzungs- oder tiefgreifende Programmänderungen durchführen darf, würde ich derzeit auch nicht zustimmen. Was ich aber gut fände, wäre zunächst Positionspapiere (die ja nichts anderes sind als Meinungsbilder mit nemm tollen Namen, die auf der LV-Webseite aufgelistet werden) in einer Mini-SMV zu behandeln, die “nichts kaputt machen kann”.
Hier können wir dann Erfahrungen sammeln, Fehler machen, Probleme erkennen und lösen. Gerade die Prozesse, die neben der eigentlichen SMV stattfinden (Akkreditierung) werden sichlich einige Zeit brauchen, bis sie rund laufen. Wenn wir das getan haben und die Mini-SMV gut läuft können wir den nächsten Schritt wagen und die kompetenzen erweitern.
Parallel dazu können wir auch weiter an den Tools schrauben. Viele kleine Fehler fallen einem erst im Produktivbetrieb auf und können auch erst dann behoben werden.
Unabhängig von der SMV habe ich dazu den Antrag für den LPT gestellt von LiquidFeedback auf Pirate Feedback zu wechseln[1], wo viele Fehler und Probleme aus LQFB ausgebessert sind und würde mir wünschen, dass wir uns in NRW aktiv an der Weiterentwicklung dessen beteiligen (oder halt nenn eigenen Fork aufmachen, der kompatibel ist), damit wir in der Toolfrage auch langsam mehr Fortschritt sehen.
Dafür darf der LV imho übrigens auch gerne etwas Geld ausgeben, wenn es hilft wichtige Dinge schneller umzusetzen. 😉
[1]Link zum Antrag: http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Ch_n/Antr%C3%A4ge/LPT131#Antrag:_Von_LiquidFeedback_auf_Pirate_Feedback_wechseln
@piratenschlumpf da sehe ich genauso @mmarsching
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@mmarsching Ich hab immer noch nicht verstanden was genau die Probleme sind die du mit #lqfb hast. Delegationsverfall ist ja erledigt.
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Glückauf!
1.) “Fire-and-forget-Delegationen” delegationen gibt es nicht mehr. Wenn sich $Mensch länger als x-Monate nicht eingeloggt, dann wird sein Account (samt eingehender und ausgehender Delegationen) deaktiviert.
2.) “Klarnamenspflicht” wollen die wenigsten LQFB/SMV Befürworter. Nachvollziehbarkeit (z.B. durch Auflösung der Anonyme per Schiedsgericht) muss aber möglich sein.
3.) 10% erreichts du auf Parteitagen als Teilnehmerzahl – NICHT ber in Arbeitskreisen zu Sachthemen. Da ist die Beteiligung geringer.
Sorry für die Steno-Antwort, aber sowas ist auf einer SMVcon sicher besser zu behandeln als in Blogposts.
1.) Doch!, siehe Antwort oben: aber ich werde ein Update machen, wie ich mir das vorstelle, dann wird es evtl. klarer wie ich das meine.
2.) Trotzdem gab es einen Streit dazu…
3.) Da würde ich aber gerne hin. Gerne sogar mehr 🙂
Sorry, aber ich habe da noch so einiges an Gedankengut, das schmeisse ich dir dann hier hin und dann kann das auf einer Con ja mit in die Diskussion einbeziehen… 😉
1.) Zu aktiver Beteiligung vs. “Super-“Delegation: https://docs.google.com/presentation/d/1UaH6zY_tkOWP84NljtJBRGVpNcqJ8WfhkItnWSuhnno/edit#slide=id.gd0b85a7b_0133 und eine Folie danach.
2.) Vergangenheitsform: Richtig! =)
3.) Quoren & Beteiligung: https://docs.google.com/presentation/d/1UaH6zY_tkOWP84NljtJBRGVpNcqJ8WfhkItnWSuhnno/edit#slide=id.gd0b85a7b_0153
4.) Pack aus – ich bin an konstruktiver Kritik interessiert! =)
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@mmarsching Können wir dazu mal telefonieren mein Freund? 🙂