"Du hattest deine Chance, Cowboy!"

Eine attraktive Partei braucht aktive Mitglieder. Solche, die nicht nur darüber meckern, was andere ständig und überall falsch machen, sondern die eine Balance halten zwischen konstruktiver Kritik und kritikfähigen eigenen Ansätzen. Auch ich selber muss mich immer wieder daran erinnern und einen erneuten Versuch starten, diesem Anspruch selbst gerecht zu werden.

Grundlage meiner momentanen Zweifel und Gedanken ist das Buch “Meine kleine Volkspartei” von Wolfgang Gründinger, in dem ein frustrierter Sozialdemokrat zu den Piraten kommt und mit dem Blick des ehemaligen “Parteisoldaten” seine Beobachtungen beschreibt, gute Ansätze hervorhebt, aber auch klare Kritik an einigen Entwicklungen und Lösungen meiner Partei äußert. In vielen Fällen muss ich dabei nickend zustimmen – auch bei seinem Fazit, die eigene Partei (in seinem Fall die SPD, in meinem die Piraten) von innen heraus verändern zu müssen, wenn man überhaupt etwas verändern will.

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Viele seiner Annahmen beruhen zwar auf einer Heroisierung der technischen Lösungsansätze in unserer Partei, allen voran Liquid Feedback, aber auch diese Analyse zeigt ja etwas auf: was einen Außenstehenden fasziniert, muss nicht unbedingt das gleiche sein, was Piraten für ihre eigene beste Lösung halten.

Ich will versuchen, an einem Punkt anzusetzen, der mir als “Satzungsnerd” am meisten quer liegt. Auch wenn viele mir nachsagen nur in Paragraphen zu denken liegt dahinter ja ein tieferer Sinn, sogar eine politische Vision. Ich bin kein Paragraphenreiter um des Reitens Willen, ich möchte mich damit beschäftigen, wie wir Piraten organisiert sind und Vorschläge zur Verbesserung machen.

Dies kann auf vielen Ebenen geschehen. Geschäftsordnungen, Satzungsänderungen, ein neues piratiges Manifest – das alles kann am Ende rauskommen. Ich möchte diese Gedanken ausformulieren und zur Diskussion stellen und weiter entwickeln. Vielleicht schaffen wir es ja in NRW anzufangen und eine Kultur der Veränderung in die Bundespartei zu tragen.

Viele der Änderungen sind dennmeisten wahrscheinlich offensichtlich: Zulassen von Antragsänderungen auf Parteitagen, Grundgedanken zu einem fairen Delegiertensystem oder zur Umsetzung dezentraler Parteitage, Ideen zur Sortierung von Anträgen auf den Parteitagen oder zur Behebung der Probleme unserer Antragsentwicklung und der Defizite unserer Basisdemokratie mit ihrer Zeit- und Geldelite.

Ich glaube es ist an der Zeit, die innerparteilichen Probleme anzusprechen und Lösungen zu entwickeln. Die Piraten haben in meinen Augen eine historische Chance, die noch nicht ganz verpasst ist. Legen wir die Hände in den Schoß und verharren bei unserem eigenen “das haben wir schon immer so gemacht”, wird auch das letzte Quäntchen davon verloren gehen. Ich möchte mir nicht vorstellen, dass am Ende die Geschichte mir zuraunt: “Du hattest deine Chance, Cowboy!”

2 Comments

  1. Dietmar24. Oktober 2014

    Michele, es mag dir hart und heftig erscheinen, aber: Warum fängst du nicht einfach bei dir selbst an? Deine Chance bestand z.B. u.a. in den letzten – gefühlt – 10 Sitzungen des HFA, in denen du nicht an meiner Seite warst oder in denen du – wenn auch temporär physisch anwesend – jedenfalls emotional eher abwesend warst … ja, Politik ist auch Emotionalität und Pflicht- und Aufgabenerfüllung zugleich … so bitter das im ersten Moment vielleicht auch erscheint. Ich selbst verfüge da gerade betreffend die mir übertragenen Verantwortungen über reichhaltige Erfahrung hinsichtlich dessen, was ich nicht wirklich wollte oder will, aber in das ich hineingewachsen bin und es schließlich als “Mein Ding” auffasse und begreife … im Interesse der Sache/des Projekts. Deal with it! Ich weiß: Du kannst es!

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    1. Michele Marsching27. Oktober 2014

      Lieber Dietmar,

      wir haben – wann? lass mich in meinen Kalender gucken… – 26. Februar(!) in der Klausurtagung über meine Ablösung aus dem HFA gesprochen. Eine “zeitnahe Lösung” wurde mir versprochen. Bis auf Weiteres bin ich noch zu Sitzungen des HFA gekommen.

      Am 12. Juni habe ich auf der Klausur noch einmal um eine Lösung gebeten. Daran werde gearbeitet hieß es. Ich bin nur noch selten und stundenweise zum HFA gekommen.

      Ende August(!) habe ich die folgende Klausur genutzt und um unverzügliche Lösung der Situation gebeten. Es wurde eine Tafel an die Wand mit den Veränderungen gemalt. Alles Umbesetzungen wurden durchgeführt, meine Ablösug war nicht in Sicht. Es wurde darüber geredet, den HFA zur Zeit nur mit einer Person zu besetzen! …und immer wieder wollten sich Leute freiwillig melden und dort mit hingehen. Hat 1x geklappt.

      Ich gehe nicht mehr zum HFA. Ende. Wenn die Fraktion es nicht hinbekommt, diese Umbesetzung vorzunehmen und meint das Problem aussitzen zu können – jo, kann man machen. Ich bin nur nicht der Leidtragende.

      “Ihr hattet eure Chance, Cowboys!”

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