Über die Außenwahrnehmung durch „Politik-Experten“

Gerade habe ich mal wieder ein wenig Wartezeit mit dem vertrieben, was früher gemeinhin als “surfen” bekannt war: Ziellos suche ich nach Nachrichten über die Piraten und werde unter anderem bei einer großen “Volkszeitung” aus den Hause Springer fündig.

Unter anderem äußert sich der Essener Politikforscher Prof. Rudolf Korte von der Universität Duisburg-Essen. Da der Mann Ahnung haben MUSS lese ich solche Einschätzungen von Außen natürlich besonders gerne… selbst wenn die Piraten auch hier wieder nur eine „Ein-Themen-Partei” sind, die von der „Machtarroganz” anderer Parteien profitieren.

Schließlich sei ein großer Teil der Wähler doch nur aus Protest auf die PIRATEN gestoßen. Eine echte Basis sei das nicht, aber der Professor weiss, was wir anders machen müssen, um langfristig erfolgreich zu sein.

„Sie können sich aber nur länger halten, wenn es ihnen gelingt, einen größeren gesellschaftlichen Grundkonflikt zum Thema zu machen. So sind alle Parteien in Europa entstanden”, sagte Korte.

Na dann: vielen Dank für die Bestätigung unserer Politik Herr Prof. Korte. Wir HABEN ein Thema, ein Verständnis dort, wo die anderen Parteien noch meilenweit hinterher hinken: Das Internet ist kein in sich geschlossener Raum, eine eigenes Ökosystem ohne Einfluss von aussen, sondern spiegelt in weiten Teilen einen Schnitt durch die Bevölkerung wider. Sich mit dem Paradigmenwechsel auseinanderzusetzen, dass die Benutzer eben dieses Netz „nach außen“ benutzen, um nicht nur passiver Konsument zu sein, sondern sich auszutauschen, Ideen zu entwickeln und konkrete Lösungen für alltägliche Probleme gemeinsam zu erarbeiten, das wird der gesellschaftliche Konflikt zwischen dem konservativen Lager und den Progressiven, die den Weg in die Zukunft sehen.

Die PIRATEN auf das „eine Thema Internet“ implizit beschränken zu wollen ist kurzsichtig und spiegelt in keiner die Tragweite des Mediums und seine Auswirkungen auf unseren Alltag wieder. Dies ist so, als ob die Grünen vor 25 Jahren nur einen Teich hätten retten wollen, einen Baum vor der Startbahn West beschützen, ohne Bezug zum großen Ganzen. Wer die Augen verschließt und sich dem Fortschritt durch rückwärtsgewandte Politik verweigern will, der wird in naher Zukunft politisch untergehen.

Auch wenn die anderen Parteien verzweifelt versuchen, sich als Netzparteien darzustellen: Die PIRATEN sind „im Internet groß geworden“, gleichsam mit ihm verwachsen und viele von ihnen können sich ein Leben ohne Netz nicht mehr vorstellen. Warum auch? Nicht wenige verdienen im globalen Netzwerk ihr Geld, haben Freunde und Partner gefunden, ersetzen die Eckkneipe durch den abendlichen (Voice-)Chat-Room (Telefonkonferenz/Chat).

Liebe Politikwissenschaftler! Bevor Sie sich das nächste Mal in den Medien über die PIRATEN auslassen, lade ich Sie ein: Besuchen Sie uns auf unseren Treffen. Lernen Sie die Menschen kennen, die hinter ihren Monitoren hervor gekommen sind um das „reale Leben“ zu entern, ihren Frust auszudrücken und den etablierten Machtstrukturen zu zeigen, dass es auch anders geht.

Das Netz ist keine Parallelgesellschaft und schon die inzwischen hohe Zahl an „Offlinern“ in unseren Reihen zeigt: Wer versucht eine dermaßen große Massenbewegung wie die PIRATEN alleine auf das Thema Internet zu reduzieren, der übersieht die großen Themen hinter dem Netzwerk: Mitbestimmung, Transparenz und Bürgerrechte in Zeiten des 21. Jahrhunderts.

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