Streng öffentlich!

Vor ein paar Tagen sagte mir ein guter Freund, seinerseits auch Mitglied der Piratenpartei und augenscheinlich kritischer Beobachter meins Tuns, ich habe da etwas vergessen. In letzter Zeit sei meine Aktivität im Blog auf Null gesunken und ich würde vergessen, der interessierten Welt mitzuteilen, was meine Momentanen Aktionen und Ziele seien. Ich gelobe Besserung und fange heute mit einem aktuellen Thema an. Meine Aufzeichnugen der letzten Tage werde ich Stück für Stück hier veröffentlichen – wenn auch etwas spät 🙂

Kurz entschlossen bin ich heute abend zum WDR nach Köln gefahren. Die WDR5 “Funkhausgespräche” aus dem kleinen Sendesaal am Wallrafplat befassten sich mit dem Thema “Facebook, Google, Staat & Co. – Wie viel Privatsphäre brauchen wir?“. Mit dabei waren

Im ersten Teil der Sendung ging es um das Konzept von Post-Privacy vs. “Die Datenfresser” von Constanze, im zweiten Teil verlagerte sich das Gespräch auf die Datenkrake Bundesrepublik mit dem Zensus 2011. Wie immer bei solchen Gesprächen kam es nicht zu einer Einigung, jedoch war der Austausch der Argumente sehr informativ.

Im Nachhinein hatte ich kurz die Gelegenheit mit Julia und den anderen Besuchern, namentlich Niko Kern, ehemaliger NRW Spitzenkandidat der Piraten und Joachim Paul, Medienpädagoge und Pirat zu reden, bevor wir Männer zusammen mit dem Kölner Piraten Foti (und später Mike Nolte) stilgerecht im Steakhouse unterkamen.

Anbei also ein paar Gedanken zum Thema “Post-Privacy”:

Nachdem das Thema wieder mal hochgekocht ist, da Julia mit dieser Extremposition gleich mehrmals hintereinander* in den Medien vertreten war, stellt sich die Frage, ob die Aufregung um die “Spackeria” wirklich gerechtfertigt ist. Sollte man – wenn wie bei n24 klargestellt wird, dass die Post-Privacy-Bewegung nur eine Minderheit innerhalb der Piratenpartei darstellt – nicht ganz locker mit diesem Thema umgehen und die Leute einfach mal machen lassen?

In unserem Parteiprgramm steht, dass wir für das Recht auf informationelle Selbstbestimmung kämpfen. Aber das Recht ist eben nicht die Pflicht. Wer möchte, der kann, darf und soll gerne seine Daten streng öffentlich behandeln. Die datenschutzkritische Spackeria zwingt niemanden dazu und betont dies auch immer wieder, sich selbst und seine Daten transparent ins Netz zu werfen. Sie hat einfach die Utopie einer Gesellschaft, in der Daten keine Macht mehr über den Menschen haben!

Diese Utopie mag man als naiv oder weltfremd bezeichnen, wie schon mehrfach geschehen. Jedoch ist dies kein Punkt, der rechtfertigt, dass sich Spackeria und Kritiker derselben darüber streiten, wer von ihnen nun noch ein bischen mehr Recht hat, als der andere. Vor allem, wenn in diesem Kampf unfaire Mittel ausgepackt werden, wie die Rufe nach Parteiausschluss oder komische Twitter-Aktionen. Vor allem Rufe danach, dass Vertreter der Spackeria nicht mehr als Piraten in die Öffentlichkeit gehen sollten halte ich für falsch.

Stattdessen sollten wir die Offenheit und die Toleranz haben, andere Meinungen als das zu sehen, was sie sind: eine Bereicherung unserer Partei und kein “abweichendes” Verhalten. Niemand behauptet, dass Post-Privacy das Parteiprogramm der PIRATEN sei. Niemand behauptet, dass Post-Privacy ein Muss für alle Piraten ist. Auch Datenschutzkritiker sollten in unseren Reihen willkommen sein und die Möglichkeit haben, ihre Vision von einer zukünftigen Gesellschaft zu formulieren.

Wer Abweichler für “Gedankenverbrechen” in die Wüste schicken will, wäre im Stalinismus gut aufgehoben gewesen – in der Piratenpartei ist für solche Methoden meiner Meinung nach kein Platz!

* Dumme Flash-Only-Seite: “Schramm” in die Suche eingeben, dann findet man das Video!

3 Comments

  1. Tharben13. Mai 2011

    Tja, dann hast Du wohl bei der Sendung nicht richtig zugehört. Ist Dir nicht aufgefallen, dass der CDU-Mann professionell die verqueren Statements von Frau Schramm politisch aufgenommen hat? Er hat (wie jetzt in vielen Diskussionen) bei Kritik an staatlichen Datensammlungen sofort das hier rausgeholt: “..aber die geben doch alles freiwillig an, was regen sie sich dann über die Vorratsdatenseicherung auf..”

    Das ist die Gefahr der Spackeria, auch für die Piraten. Es wird politisch gegen Euch verwendet werden.

    Mal abgesehen davon, dass Frau Schramm kaum Argumente brachte und an Ihrer Eloquenz arbeiten sollte.

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    1. mmarsching13. Mai 2011

      Ich habe richtig zugehört und habe mitbekommen, die Herr Kretschmer versucht hat die Spackeria-Gedanken gegen Julia zu verwenden. Wenn du dann nicht zu laut gelacht hast, ist dir aufgefallen, dass Julia genau an der Stelle aber _gegen_ die VDS war, da eben diese Daten _nicht_ freiwillig abgegeben werden, sondern vom Staat automatisiert erhoben werden.

      Das Argument “wenn die das bei facebook angeben, dann ist die VDS nicht so schlimm” kommt nicht durch die Spackeria, das Argument kann man schon seit Jahren hören. Nur wird das Argument durch ständig steigende Nutzerzahlen in “sozialen Netzwerken” immer öfter hervor geholt. Nochmal: “Informationelle Selbst(!)bestimmung” ist das Zauberwort.

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  2. Sascha13. Mai 2011

    Endlich steht hier mal wieder was! 🙂

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